„Die Zeiten, in den Deutschlands Wirtschaft im „Superman-Anzug“ durch die Welt flog und den Rest der Euro-Zone nur aus der Vogelperspektive sah, sind wohl vorbei.“
Carsten Brzeski, Chefökonom der ING-DiBa

BANKEN VERTREIBEN KUNDEN

Im November 2014 hatte ich in meinem Artikel „Freie Vermittler – was nun?“ geschrieben, wie das mit dem Strafzins der Banken ablaufen wird. Lesen Sie gern nochmals nach – genauso ist es jetzt gekommen. Sie erinnern sich… Damals war es eine erste kleine Bank in Thüringen, die Strafzinsen bei Sparern mit über 500.000 Euro Guthaben eingeführt hat.

Jetzt im August 2016 (keine zwei Jahre später) hat der Chef der Raiffeisenbank Gmund bei Kunden ab 100.000 Euro Guthaben die minus 0,4 Prozent Strafgebühr, die die EZB den Banken auferlegt hat, „ungebremst“ weitergegeben.

Banken haben viele Schrauben, an denen sie drehen können.

Von rund 800 Kreditinstituten zahlen ca. 180 bereits keinen Zins mehr auf das Tagesgeld. Das wird sich fortsetzen, aber nicht nur das.

Die Banken können mit dem Geld der Sparer nichts mehr anfangen, da sie nicht mehr wie früher von den Zentralbanken Zinsen für das eingelagerte Geld erhalten, sondern – ganz im Gegenteil – einen Strafzins zahlen müssen. Die Bürger unterliegen allerdings dem weitverbreiteten Glauben, der sich hartnäckig hält, dass die Banken das Geld, welches der Anleger „spart“, anderen Sparern als Kredit gibt oder selbst anlegt. Wenn sie das tun würde, wäre der Strafzins ja überhaupt gar kein Thema, da das Geld im Umlauf wäre und nicht bei der Zentralbank lagern würde.

Mir ist bewusst, dass die meisten Menschen, selbst Experten auf dem Gebiet, die verschiedensten Meinungen und Darstellungen verbreiten, und durch die Konstellation von Buchgeld, Bargeld, Bank, Zentralbank usw. ist es tatsächlich sehr schwierig, den Überblick zu behalten.

Wer dazu mehr erfahren möchte, der sollte die Broschüre der Deutschen Bundesbank „Geld und Geldpolitik“, Seite 74 ff. lesen. Dort wird sehr leicht verständlich unter Punkt 3.5. das Prinzip der „Geldschöpfung“ erklärt.

Aber zurück zum Thema „Banken vertreiben Kunden“:

Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir alle ab dem ersten Euro Strafzinsen zahlen werden. Ob sie dann „Strafzinsen“ oder „Gebühr aufs Konto“ heißen, ist am Ende völlig egal.

Wenn man alle aktuellen Sichteinlagen bei allen deutschen Banken zusammennimmt, kommen die Experten der Banken mit ca. 5 Euro höhere Gebühren pro Monat zu einem ausgeglichenen Ergebnis.

Was ist aber die Folge? Unglaublich, aber wahr: Die oben beschriebene Raiffeisenbank Gmund hat ihre Kunden angeschrieben und ihnen „empfohlen“, sich Gedanken zu machen, was sie mit ihrem Geld Besseres anstellen könnten.

Aber was sollen die Kunden den „Besseres“ mit ihrem Geld anstellen?

In einer Zeit, in der EZB-Chef Draghi für 80 Mrd. Euro monatlich Anleihen kauft, in einer Zeit, in der ein §314 im Versicherungsaufsichtsgesetz die Enteignung von Versicherungssparern in Deutschland erlaubt, in einer Zeit, in der das Bundesverfassungsgericht einem Ankauf von Staatsanleihen aus Krisenländern durch die EZB in unbegrenzter Höhe am 21. Juni 2016 zugestimmt hat.

Wenn man dem Drang nach Sicherheit und der Logik der Geldmengenerweiterung folgt, heißt das Motto der Stunde:

Raus aus den Geldwerten – rein in die Sachwerte!

Ihr Jens Steinhagen